Interview mit der 19-Jährigen
Seit Beginn der laufenden Saison atmet Jessica Sriskandarajah Luft in der Handball-Oberliga. Die 19-Jährige der SGH Ibbenbüren spricht über ihre Anfangszeit.
Jessica Sriskandarajah wechselte im Sommer von Eintracht Mettingen zur SGH Ibbenbüren und damit in die Handball-Oberliga. Die 19-jährige Handballerin befindet sich in der Ausbildung zur Physiotherapeutin und spielte vorher für die erste Damenmannschaft des VfL Eintracht Mettingen und in der A-Jugend des SC Greven 09. Nach elf Spielen in der Oberliga mit den SGH-Damen zieht sie ein Zwischenfazit.
Was sind die Unterschiede zwischen Oberliga und Bezirksliga?
Jessica Sriskandarajah: Die Härte, man wird definitiv Härter angepackt. Dieses schnellere Umschaltspiel, du musst wirklich schnell zurücklaufen und gucken, was macht der Gegner. Aber vor allem die Härte.
Was für Erwartungen hattest du an die neue Liga?
Sriskandarajah: Einfach noch mal andere Seiten des Handballs kennenlernen. Man hört immer nur Oberliga, aber was bedeutet das eigentlich? Jetzt im Senioren-Bereich ist das noch mal ein Schritt von der Jugend raus. Was erwartet mich da, wie muss ich mich weiterentwickeln, damit ich da mithalten kann?
Welche Erwartungen hattest du an dich selbst?
Sriskandarajah: Eigentlich erst mal gut reinfinden. Mit dem was mich erwartet, gut umzugehen, mir selber keinen Druck zu machen und mich zu freuen auf das, was jetzt kommt.
Sind deine Erwartungen eingetreten?
Sriskandarajah: Ja, doch. Kann man schon so sagen. Eine andere Liga, ich habe etwas anderes kennengelernt. Ich bin zufrieden, mit dem, was ich und wir leisten. Im Training, die Weiterentwicklung – es ist gut.
Bist du zufrieden mit deinen Einsatzzeiten?
Sriskandarajah: Das ist eine gemeine Frage. Als Spielerin will man immer spielen, am liebsten 60 Minuten im Spiel. Dass ich diese Einsatzzeiten nicht kriege, ist klar und völlig verständlich. Ich komme aus der Jugend, ich bin 19 Jahre, das ist ja noch megajung. Ich bin dankbar für jede Erfahrung, die ich mitnehmen darf. Ich finde schon, dass Sascha (Zaletel) und Timo (Ortmeyer) mich viel spielen lassen. Ich komme in jedem Spiel zum Einsatz, manchmal darf man sogar anfangen, da freut man sich ja auch drüber. So bin ich schon zufrieden als junge Spielerin.
Welche Position spielst du bei der SGH und hat sich das zu früher verändert?
Sriskandarajah: Es variiert. Manchmal Rechtsaußen und aktuell Linksaußen. Ich habe in der Jugend angefangen, im Rückraum zuspielen. In Mettingen habe ich dann Rechtsaußen und im Rückraum gespielt, in Greven nur Rückraum.
Auf welcher Position siehst du dich am stärksten und warum?
Sriskandarajah: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe eine starke Wurfkraft. Aber eigentlich ist meine Stärke das Konterlaufen.
Hast du dich in den vergangenen Monaten spielerisch weiterentwickelt und wie?
Sriskandarajah: Ich würde schon sagen, dass ich mich spielerisch weiterentwickelt habe. Mettingen hat mich ausgebildet, das ist der Verein, bei dem ich Handball gelernt habe. In Ibbenbüren mache ich jetzt den Feinschliff. Das sind in Anführungszeichen „banale“ Sachen, die ich einfach vorher nicht wusste. Wenn ich ins 1 gegen 1 gehe, dass ich meinen nächsten Schritt zur Seite setze, damit ich die Breite erfasse. Den nächsten nach vorne, um die Tiefe reinzukriegen. Und wie ich mich gegen die Abwehr, gegen mehr Härte durchsetzen kann.
Was forderst du von dir selbst für den Rest der Saison?
Sriskandarajah: Wenn ich auf der Platte stehe, immer hundert Prozent zu geben, um den Sieg zu holen und die Aufstiegsrunde zu erreichen. Wenn ich es nicht tue, dann hundert Prozent für das Team zu geben. Ich bin absoluter Teamplayer und wenn ich auf der Bank bin, dann schreie ich alles raus, um mein Team nach vorne zu bringen. Und mich weiterzuentwickeln, also das fordere ich nicht, das ist ein Prozess, den ich hier gerade durchgehe.
Was sind deine Ziele für die restliche Saison?
Sriskandarajah: Dass wir als Team auf der Platte weiter zusammenfinden und die nächsten Siege einfahren. Dass ich mich noch mehr einbringen kann und ich gegebenenfalls noch mal zeigen kann, was ich alles im Rückraum kann. Siege einfahren, spielen und Erfahrungen sammeln.
Wie kommst du mit dem Harz zurecht?
Sriskandarajah: Zu Anfang war es katastrophal. Ich hab Pässe gespielt, die waren schon bald nicht mehr ansehnlich. Man wirft ja anders, man lässt den Ball ganz anders abrollen. Es war es eine Umgewöhnungssache, aber mit Harz zu spielen macht schon mehr Spaß. Jetzt ist es ganz schön cool mit Harz zu spielen.
Was vermisst du aus Mettingen?
Sriskandarajah: Man vermisst die Mädels ja immer. Von 15 bis 19 Jahren habe ich mit denen zusammengespielt. Da hat sich eine innige Freundschaft aufgebaut. Auch die ersten Spiele, als ich in der Halle war und sie ohne mich hab spielen sehen. Da kamen mir schon manchmal die Tränen, weil sich das schon wie eine Familie aufgebaut hat. Genauso wie jetzt hier in Ibbenbüren verstehe ich mich auch super mit den Mädels. Auch wenn ich jetzt nicht mehr offizieller Teil in Mettingen bin, geben sie mir immer noch ein gutes Gefühl. Ich bin überall dabei, ich darf zu jeder Mannschaftsfeier gefühlt kommen. Man fiebert für die mit.
Was sind deine Zukunftspläne im Handball?
Sriskandarajah: Soweit bin ich jetzt noch gar nicht, dass ich weit in die Zukunft schauen kann. Ich bin glücklich hier in Ibbenbüren und hoffe, dass es so bleibt. Dann mal schauen, was hier noch so geht. Vielleicht noch ein Aufstieg in die Dritte Liga. Und sag niemals nie, vielleicht geht man noch mal zum Heimverein zurück, wenn die Zeit vorbei ist oder wenn es beruflich besser passt. Von daher bin ich zukunftstechnisch noch sehr offen.
Sascha Zaletel über das Talent: SGH-Trainer Sascha Zaletel hält Jessica Sriskandarajah für ein großes Talent, das aber noch eine Menge Arbeit vor sich hat: „Sie musste ein komplett neues Spielsystem lernen. Wir sind noch auf dem Weg.“ Als ihre Stärken sieht der Übungsleiter der SGH-Damen ihre Unbekümmertheit, ihre gute Dynamik und ihren harten Wurf. Aber: „Ihre Unbekümmertheit ist manchmal ein kleiner Schwachpunkt, erfahrene Spieler wissen damit umzugehen. Aber sie wird sich noch entwickeln.“ In der Zukunft sieht ihr Trainer sie als Führungsspielerin: „Perspektivisch ist sie jemand, der eine Mannschaft führen kann. Menschlich ist sie großartig und kommt immer mit einem Lächeln rein.
Verlieren und auf der Bank sitzen kann sie nicht so gut. Jessica hat das Herz auf der Zunge, dass schätze ich sehr.“ Als ihre stärkste Position sieht der Trainer die 19-Jährige im Rückraum: „Zur Zeit springt sie in die Bresche. Jessica ist auf vielen Positionen gut, aber perspektivisch sehe ich sie im Rückraum. Sie ist jemand, die den Sport versteht und einen guten Blick aufs Spiel hat.“
Artikel geschrieben von Bernd Kolkmann
In der IVZ erschienen am Dienstag, 27.12.2022